Hoch über der Marktgemeinde St. Paul im Lavanttal thront die Burgruine Rabenstein. Die Geschichte der Burg ist eng mit jener des Benediktinerklosters im Tal verknüpft. Als das Kloster 1091 von Engelbert von Spanheim gegründet wurde, errichtete die spätere Kärntner Herzogfamilie zugleich eine Burg als Schutz für die Mönche. Das Verhältnis zwischen Kloster und Burgherren war im Lauf der folgenden Jahrhunderte nicht immer konfliktfrei. Es kam zu Auseinandersetzungen um Wiesen, Wälder und Weinberge, so dass ein Grund in den Quellen schon einmal als „Streitackerl“ bezeichnet werden konnte. Aber die Geschichte von Burg und Kloster blieb eng verknüpft, auch wenn die Burg in den 500 Jahren ihrer Existenz mehrmals den Besitzer wechselte. Nach den Spanheimern waren die Salzburger Erzbischöfe, die Habsburger und schließlich die Herren von Dietrichstein Eigentümer der Burg. Diese bauten die romanische Anlage im 16. Jahrhundert nach mehreren Bränden nochmals tatkräftig aus und um. 1628 schließlich erwarb der St. Pauler Abt Hieronymus Marchstaller die Burg, weil – so die launische Begründung – es ihn gestört habe, dass die Burgbewohner mit einem „Perspektiv“ (Fernrohr) in sein klösterliches Schlafzimmer schauen konnten. Als neuer Burgherr ließ er die Kapelle ausbauen, doch schon 1636 brannte die Burg vollständig ab. Seit damals verfiel der Bau.
1997 begann der Kulturlandschaftsverein Ruine Rabenstein mit Sanierungen, die auf Veranlassung des Bundesdenkmalamts archäologisch begleitet wurden. Unterstützt wurde das Projekt vom Arbeitsmarktservice Kärnten, der Marktgemeinde St. Paul und dem Land Kärnten. Die archäologische Expertise kam vom Bundesdenkmalamt und von der Karl-Franzens-Universität in Graz. Bis 2001 wurde gearbeitet, dokumentiert und saniert, so dass die Burgruine heute ein beliebtes Ausflugsziel auf einem bekannten Kletterfelsen ist.
Mit dem Buch „Burg Rabenstein bei St. Paul im Lavanttal (Kärnten). Ergebnisse der Ausgrabungen 1997 bis 2001“ findet diese Projekt nun endlich auch seinen Niederschlag in der archäologischen Fachwelt. Sieben Autorinnen und Autoren widmen sich der reichen Geschichte des Ortes, die sogar bis in die Kupferzeit zurückreicht. Neben der Baugeschichte werden auch die keramischen Funde, die Kleinfunde aus Stein und Metall, die Münzen sowie die Tierknochen behandelt, so dass ein umfangreicher Einblick in die vergangene Lebenswelt auf Rabenstein entsteht.