Heinz Gappmayr (1925–2010), dessen komplexes Werk nicht nur die konkrete und visuelle Poesie maßgeblich bereichert hat, gehört zu den bedeutendsten Vertretern der Avantgarde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Dichter-Künstler – oder Künstler-Dichter – verstand er das Schreiben als eine interdisziplinäre Praxis, die über das Verfassen von Texten in einem herkömmlichen Sinne weit hinausgeht. (Text-) Bilder und Graphiken, Gedichtobjekte und Skulpturen aus Buchstaben, textbasierte Installationen, Interventionen im öffentlichen Raum und Kunst am Bau Projekte belegen diesen bemerkenswerten Ansatz. Zwischen 1978 und 1983 entwickelte Gappmayr drei Bücher, die bis heute nichts an ihrer Radikalität und konzeptu-ellen Kraft verloren haben. Als Künstlerbücher unterscheiden sie sich signifikant von der literarischen Inanspruchnahme des Buchs als konventionalisiertem Textspeicher und belegen, dass sich in dieser Zeit nicht nur bildende Künstler, sondern auch Schriftsteller und Dichter mit dem Buch als künstlerischem Medium beschäftigen.