Adolf Traugott von Gersdorf, Angehöriger einer in der Oberlausitz und Niederschlesien weitverzweigten und angesehenen Adelsfamilie, unternahm im Jahre 1765 während seines Studiums an der Universität Leipzig eine Bildungsreise in das Erzgebirge. In seinem 1765 begonnenen ersten Reisejournal – heute im Besitz der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften zu Görlitz – beschreibt er diese Reise ausführlich. Die Überschrift zu dieser Reise nennt nur das Sächsische Erzgebirge als Ziel, letztendlich führte diese allerdings auch nach Böhmen und (wohl vorher nicht geplant) nach Nordwestsachsen und in die heimatliche Oberlausitz.
Im Gegensatz zu den Bildungsreisen Adliger der damaligen Zeit, die meist in die Metropolen Europas führten und mit oft wenig neuen Erkenntnissen verbunden waren, erscheint die Reise Gersdorfs in einem ganz anderen Licht. Im Geiste der Frühaufklärung wurde hier der Wissenszuwachs in den Vordergrund gestellt. Insbesondere nach dem wirtschaftlichen Niedergang als Folge des Siebenjährigen Krieges schien es besonders wichtig, sich mit den wirtschaftlichen Verhältnissen Sachsens zu befassen. So standen Besuche in Bergwerken, Betrieben der Textilindustrie und Metallurgie im Vordergrund. Genaue Angaben über Ernährungsverhältnisse und Bekleidung der Einwohner, Straßenzustände, Landwirtschaft, aber auch Geologie und Botanik fehlen nicht.