Otto Nagel (1894-1967), aus dem Berliner Arbeiterbezirk Wedding kommend, prägte mit sozialkritischen Bildern die Kunstszene der Weimarer Republik. Dem erstarkenden Nationalsozialismus trat der Künstler entschieden entgegen. Ab 1933 im NS-Regime immer wieder verhaftet, zieht sich Nagel auf die Straße und in die verwinkelten Gassen von Alt-Berlin zurück. 1937 dem Terror vom KZ
Sachsenhausen entkommen, findet der diffamierte Künstler und Kommunist in dem kleinen Fischerdorf Vitt auf Rügen für mehrere Monate ein Stück Heimat. Die Werke aus der Zeit sind eine „schöpferische Pause“ und „dienen der inneren Sammlung“, als Schutz vor den Nazis, wie der Biograf Erhard Frommhold resümiert. Tag für Tag ist Nagel schon früh unterwegs, genießt die Stille und Natur, beobachtet das beschauliche Leben der Fischer. Werke in Pastell und Kreide halten das Gesehene fest.
2025 war es Zeit, auf Spurensuche in Vitt zu gehen. Der Autor und Fotograf Bernd Schallenberg fing die Motive der Bilder von Nagel im Fischerdorf ein. Den analysierten Werken des Künstlers gegenübergestellt, gibt das der Reportage einen authentischen Blick. Aus wenigen biografischen überlieferten Dokumenten und historischen Quellen ließ sich die Geschichte der Flucht vor den Nazis rekonstruieren.
Die Enkelin Salka-Valka Schallenberg ergänzt die Publikation mit einem Artikel über die Provenienz und Wahrnehmung in der Öff entlichkeit der Werke aus Vitt.