„Ex parte enim cognoscimus“ – „Unser Wissen ist Stückwerk“: Der Sammelband über die Defragmentierung klösterlicher Wissensräume greift auf dieses vielbemühte Motto zurück, das für die Rekonstruktion von historischen Bibliotheken, für die Defragmentierung des Zerrissenen, so passend wie kaum ein anderes ist. Öffnen sich doch die Wissensräume nirgends mehr zur Gänze, sondern geben nur umrisshafte Einblicke in den einstigen Kosmos von Wissenschaft und Spiritualität frei. Im Wissen um diesen immanenten Teilcharakter forschender Bemühungen gehen die 18 Autorinnen und Autoren von BuW 57 Kloster- und Ordensbibliotheken als Kristallisationspunkten des Wissens nach: räumliche Mikrokosmen, die einen Makrokosmos an Wissen durch Vervielfältigen, Sammeln, Ordnen, Speichern und Rezipieren bargen, dynamische Wissenskatalysatoren, die in spirituellen und intellektuellen Interaktionen, Impulsen und Verflechtungen diesseits und jenseits der Klostermauern Wissen transportierten und transformierten. Die vorgenommenen Annäherungs- und Konturierungsversuche analysieren Bücher als materielle und kulturelle Ressource, verfolgen Sammlungsaufbau und -erweiterung, Buchbesitz und Buchgebrauch, fragen nach Beziehungen, Ausstrahlungen, Aneignungsspuren, Rezeptionsschichten und Wirkungskreisen. Bei der Auswahl der vorzustellenden Projekte wurde ein breites Spektrum von Kloster- und Ordensbibliotheken berücksichtigt und dabei der Blick über Deutschland hinaus auch auf ausgesuchte Bibliotheken in Österreich, Italien und der Schweiz gerichtet.