Pränataldiagnostik ist ein umstrittener Bereich der modernen Medizin, in dem propagierte gute Ziele mit einer selektionsfördernden Wirkung zusammentreffen. Seelsorge sollte angesichts dieser Herausforderung von den Erfahrungen der persönlich und beruflich Betroffenen ausgehen. Dazu werden konkrete Seelsorgegeschichten aus der klinischen Praxis ergänzt durch aktuelle Forschungsergebnisse. Glaubwürdigkeit gewinnt Seelsorge, wenn sie sich mit den hier auftretenden ethischen Konflikten auseinandersetzt und ihre Haltung gegen pränataldiagnostische Selektion verbindet mit der Unterstützung von schwangeren Frauen in ihrer ungesicherten Position. Vorgeschlagen wird ein palliativmedizinisches Konzept, in das pränatale Diagnostik ethisch verantwortlich eingebunden ist und dessen Ziel die Förderung der Lebensqualität aller Betroffenen ist. Hilfreich erscheint eine Spiritualtität, die das Wissen(wollen) nach seinem Interesse fragt und die einen medizinischen Einsatz gegen Leiden fördert, ohne die Leidenden selbst auszugrenzen. Sie könnte eine Neubewertung von Schwachheit versuchen und eine Perspektive bieten, mit Schuld so umzugehen, dass sie Menschen nicht erdrückt.