Mit der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 endete nicht nur der Zweite Weltkrieg, sondern auch die Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland. Das neu erschienene Buch »Der Kreis Calw in der Zeit des Nationalsozialismus – Historische Forschungen und Erinnerungsarbeit« nimmt dies zum Anlass, unterschiedliche Facetten der NS-Zeit in unserer Heimatregion darzustellen und außerdem zu untersuchen, wie in den vergangenen acht Jahrzehnten mit den Ereignissen jener Zeit umgegangen wurde.
In 32 sorgfältig recherchierten Beiträgen geben 23 Autorinnen und Autoren vielfältige Einblicke in die Zeit des Nationalsozialismus im heutigen Landkreis Calw und dem südlichen Enzkreis. Untersucht wird die NS-Herrschaft auf Kreis- und Ortsebene wie auch ausgewählte Institutionen, Bürgermeister, Pfarrer, Vereine und andere in ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus. Es entsteht ein vielschichtiges und aussagekräftiges Bild, das Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand ebenso zeigt wie Zwangssterilisationen, Zwangsarbeit und die Verfolgung von Kritikern, Kommunisten und Juden.
Den Herausgebern Gabriel Stängle und Thorsten Trautwein ist sorgfältige historische Forschung sehr wichtig – und in der Folge, »dass wir über dieses Vergangene ein ernsthaftes, offenes Gespräch führen, um unsere Gegenwart und Zukunft verantwortlich zu gestalten.«
Neben ausgewiesenen Experten wie Prof. Dr. Benigna Schönhagen, Prof. Dr. Bernd Brandl, Dr. Frank Engel, Dr. Marina Lahmann, Kilian Spiethoff und Martin Frieß haben auch engagierte ehrenamtliche Heimatforscher aus der Region wie Krystyna Janas-Weiss, Norbert Weiss, Hans Schabert sowie die Herausgeber selbst zu diesem umfangreichen Werk beigetragen, das über 700 Seiten umfasst und Dutzende von Abbildungen enthält.
»Der Kreis Calw in der Zeit des Nationalsozialismus« ist als 7. Band der »Edition Papierblatt« erschienen. Nach der Insolvenz des Verlagshauses Klotz hat das Medienunternehmen Morija gGmbH dieses Buch publiziert. Morija gehört neben Schuldekan Thorsten Trautwein und dem Hilfswerk Zedakah e.V. zu den Initiatoren des Papierblatt-Projekts, das unter anderem Zeitzeugenberichte von Holocaust-Überlebenden auf der Bildungsplattform www.papierblatt.de bereitsstellt.
In seinem Vorwort hebt Helmut Riegger, Landrat des Landkreises Calw, die besondere Bedeutung des Buchs als »eindrucksvolles Zeugnis« der Forschungs- und Erinnerungsarbeit hervor und drückt seine Hoffnung aus: »Möge dieses Werk viele Leserinnen und Leser erreichen und dazu beitragen, dass die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig bleibt und uns alle zur Wachsamkeit und Verantwortung mahnt.«