An die Rückwand gelehnt, ein Knie angewinkelt, das andere durchgebogen, blickt sie ihm entgegen. „Ich komme aus der Nacht“, seine Stimme klingt rau. „Willkommen im Leben“, sagt sie leise, lässt ihm Zeit. „Komm.“ Ob Dorfschullehrer, Bibliothekarin, Zuckerbäckerin oder Konzertpianist – die Hauptfiguren in „Heute kein Zug mehr“ stehen an existenziellen Weggabelungen, die Vergangenes und Zukünftiges erahnen lassen. Spannend, einfühlsam und zugleich aussparend erzählt der Autor von Menschen in ihrem Bemühen, Ausnahmesituationen emotional zu bewältigen. Die suggestive Knappheit der Darstellung beflügelt die Fantasie der Leserin, des Lesers: Liebe, Angst, Trauer, Hoffnung, Humor, Lebensfreude – Seelenabenteuer in vielen Variationen, die über ihre Individualität hinaus auf die Motivlage von Menschen in heutigen westlichen Gesellschaften verweisen.