Die Arbeit widmet sich der vielschichtigen Göttin Aphrodite und ihren Vorläufergestalten aus verschiedenen Kulturen. Im Zentrum steht die Analyse ihres Wesens, das sowohl chthonische (unterweltbezogene) als auch himmlische (kosmische) Aspekte vereint. Diese charakterliche Dualität spiegelt sich in der religionsgeschichtlichen Entwicklung wider, die ihre Wurzeln im Alten Orient, in Zypern und auf Kreta hat.
Die ältesten Vorbilder für Aphrodite sind Göttinnen wie die sumerische Inanna, die akkadische Ištar und die phönizische Astarte, welche Attribute wie Liebe, Fruchtbarkeit, Sexualität und Krieg vereinten. Über den Handels- und Kulturaustausch zwischen Zypern, der Levante und Kreta entwickelte sich aus diesen Einflüssen eine eigenständige Darstellung der Aphrodite im griechischen Kulturraum. Dabei spielten sowohl ikonografische als auch religiöse Verschmelzungen eine entscheidende Rolle.
Besonders hervorgehoben wird die symbolische Bedeutung von Nacktheit und Sexualität in der Darstellung der Göttin. Während die ikonografischen Vorbilder aus dem Alten Orient stammen, zeigt sich auf Zypern und in der minoisch-mykenischen Kultur eine eigenständige Weiterentwicklung dieses Motivs. Die Arbeit betont den Einfluss der zyprischen Fruchtbarkeitsgöttinnen auf die griechische Aphrodite, sowie die Wechselwirkungen mit der minoischen und mykenischen Tradition.
Die Untersuchung unterstreicht die Bedeutung der Handels- und Kulturbeziehungen im östlichen Mittelmeerraum, die zur Ausbildung der griechischen Götterwelt beitrugen. Aphrodite wird als Resultat eines komplexen synkretistischen Prozesses dargestellt, der über Jahrhunderte die verschiedenen kulturellen Einflüsse miteinander verband.