Dass sich in der heutigen germanistischen Dialektologie relativ wenige Arbeiten dem Elsässischen und seinen mundartlichen Varianten widmen, verwundert bei der geopolitischen Lage dieses Sprachgebiets kaum. Nichtsdestotrotz – oder gerade deswegen – ist dieser Dialekt sowohl für Dialektologen als auch für Soziolinguisten von besonderem Interesse. Vor diesem Hintergrund wird sich das neue dreibändige Elsässisch-französische Wörterbuch als besonders willkommen erweisen: Es stellt die bis heute umfangreichste lexikografische Arbeit zu diesem alemannischen Sprachgebiet dar. Darüber hinaus dokumentiert es sehr genau den Sprachzustand im Unterelsass (Département Bas-Rhin, südlicher Teil) im 20. Jahrhundert und lässt an vielen Stellen erkennen, wie in bestimmten Bereichen der Wortschatz alltäglich durch das im öffentlichen Leben dominierende Französisch beeinflusst wird.
Mit seinen knapp 100 000 Einträgen bietet dieses korpusbasierte Wörterbuch einen breiten Überblick über die dialektalen Formen und ihren in zahlreichen Beispielen veranschaulichten Gebrauch. Bei der Bedeutungsbeschreibung werden nicht nur Kookkurrenzen, sondern auch feste idiomatische Verbindungen angegeben und erklärt. Außerdem enthalten alle Einträge die Aussprache (IPA) sowie die wichtigsten Flexionsformen. Soweit vorhanden, wird auf Synonyme, Antonyme, Verkleinerungsformen und gebrauchsähnliche Wörter verwiesen. Auch Stilebene sowie Register (z. B. Bauwesen, Druckwesen, Holzbearbeitung, Medizin, Religion, Sport, Botanik, Zoologie) werden gegebenenfalls markiert.
Das vorliegende Wörterbuch hat ein breites Publikum im Blick: Einerseits wendet es sich an Sprachwissenschaftler generell, ganz besonders aber an Dialektologen und Soziolinguisten, denn es bietet eine unverzichtbare Grundlage für die Forschung zum Sprachkontakt und Sprachwandel. Andererseits – und nicht zuletzt – dokumentiert es für alle Dialektinteressierten im Elsass und darüber hinaus die lebendige Vielfältigkeit der elsässischen regionalen Kultur, wie sie sich in der Sprache niederschlägt – einer Sprache, die sich in einer stark wandelnden Gesellschaft behaupten muss.