Die Erzählung Der Teufel auf den Philippinen von 1889 schwadroniert durch die barocken Irrgärten spanischer Chroniken, verfasst von den Mönchen, unter deren Herrschaft die Philippinen 300 Jahre lang standen. Zwei philippinische Intellektuelle, die in der Bibliothek eines Verstorbenen zusammentreffen, unterhalten sich mit der Lektüre dieser Schriften. In der Folge entwickelt sich im Dickicht der Überlieferungen, Texte und Stimmen ein bizarrer Dialog zwischen den beiden, mit tragikomischem Ausgang.
Die in delirierender Abfolge vorgelegten Berichte von Teufelserscheinungen, Exorzismen und satanischen Begebenheiten legen die brutalen Mechanismen kolonialer Machtausübung offen – De los Reyes zeigt darin das Dilemma der Kolonisierten selbst, die im Gestrüpp fremder Überlieferung stets Gefahr laufen, ihre eigene Stimme zu verlieren und zugleich überall auf die verschütteten Untergründe ihres vorkolonialen Erbes stossen.
Die vorliegende Ausgabe des Textes wird begleitet von Kommentaren des Politologen und Experten für Südostasien Benedict Anderson (1936–2015), des philippinischen Autors und Literaturwissenschaftlers Ramon Guillermo sowie von der Schweizer Autorin und Übersetzerin Annette Hug, die den Text aus dem Tagalog ins Deutsche übertragen und kommentiert hat. Mario Lüscher hat den Text von Benedict Anderson aus dem Englischen übertragen und eine biografische Skizze zu
Isabelo de los Reyes beigesteuert.