Ausgangspunkt für diesen Band mit Äußerungen von Jochen Kirchhoff, die unter anderem den Zusammenhang von Hoffnung und Erkenntnis aus verschiedenen Perspektiven beleuchten, ist sein Aufsatz Zum Problem der Erkenntnis bei Nietzsche, der im Jahrgang 1977 der Nietzsche-Studien (de Gruyter) erschienen ist.
In unseren Augen liegt hier ein ausgezeichneter Grundlagentext für ein differenziertes Nietzsche-Verständnis vor, das Wesentliches im Denken Nietzsches überhaupt erst freilegt. Zugleich kommt man in Berührung mit der naturphilosophischen Erkenntniskraft des Denkers Kirchhoff, der vor dem Hintergrund einer lebendigen
Kosmologie und eines geistig-kosmischen Menschenbildes einerseits den Philosophen Nietzsche in seiner erkenntniskritischen und erkenntnisbejahenden Haltung zu charakterisieren vermag und andererseits den latenten Metaphysiker Nietzsche zu würdigen und in gewisser Weise auch gegen vorschnelle und oberflächliche
Einordnungen zu verteidigen weiß.
Ohne Erkenntnisbejahung kann keine echte Hoffnung gedeihen. Dass es in den gegenwärtigen Auseinandersetzungen
um die Zukunft des Menschen notwendig ist, die ureigene geistig-seelische Substanz des Menschen, ganz im
Sinne Nietzsches, gegen alle Angriffe zu verteidigen, zeigt Jochen Kirchhoff in Angriff auf das Zentrum des
Menschen. Corona-Krise, Ukraine-Krieg, transhumanistischer Technizismus, in vielerlei Hinsicht wirkt
der fortdauernde Nihilismus in seinen unmittelbar überwachenden, kontrollierenden und reduzierenden Wirkungen wie ein unaufhaltsamer Wegbereiter der totalen Vernichtung. Dagegen kann und muss die unmittelbare Wahrnehmung der menschlichen Innerlichkeit und ein Weltverständnis gesetzt werden, das mit dem Rätselhaften und Unergründlichen der Existenz vereinbar ist und bleibt.