Der Historiker, Theologe, Epiker und Naturwissenschaftler Joseph von Görres beschreibt die christliche Mystik, die so alt ist wie die Kirche selbst. So teilt er das mystische Leben in zwei Welten: in die der aufsteigenden und in die der absteigenden Mystik. Hinter der sinnlichen Wahrnehmbarkeit ahnt er das Walten himmlischer und unterweltlicher Magie. So wird dieses Buch zu einer gewaltigen Dämonologie, worin äußeres Geschehnis und Vision, Wirklichkeit und Aberglaube, Wunder und Verbrechen sich seltsam vereinen. In einer grandiosen Schau von plastischen Bildern will er vor einer phantasiearmen, verwissenschaftlichten Zeit eine Welt wiederbeleben, in der die höheren Mächte noch sichtbar in das irdische Leben eingriffen und wo noch Schrecknisse, aber auch Wunder möglich waren. Seine oft geistreichen und tiefsinnigen und manchmal hypothetischen Beweisführungen und Deutungen, versuchen die mystischen Phänomene (wie ekstatisches Schweben, Fernsehen, Stigmatisation, magnetische Rapporte, Somnambulismus, Liebeszauber und Besessenheit), auf ihre physiologischen Grundlagen hin zu untersuchen und diese mit einer höheren Einheit zu verknüpfen. Dieser starke Einschlag von pantheistischer Natursymbolik war es wohl auch, der das Werk von Anfang an den kirchlichen Kreisen verdächtig machte. Nur mit Mühe entging dieses Buch dem Index. Aber diese spukhaften und grausigen, tragisch-erschütternden und zuweilen sogar humoristischen Berichte aus den Regionen des Über- und Unterweltlichen breiten sich wie eine bunt wuchernde Blumenwiese vor uns aus, die uns einlädt, zu kommen und zu pflücken, was unser Auge und unser Herz mit geheimnisvoller Macht bezaubert.