Auch mehr als 150 Jahre nach Erscheinen des Werks „Hörigkeit der Frauen“ von John Stuart Mill und Harriet Taylor Mill sind feministische Forderungen noch immer nicht verstummt. In zahlreichen Debatten bringen verschiedenste Gruppierungen feministische Anliegen als gesellschaftspolitische Forderungen ein und richten sie mit Nachdruck an Staat und Gesellschaft. Das Anliegen der vorliegenden Arbeit ist es, den Beitrag aufzuzeigen, den John Stuart Mill als britischer Freiheitsphilosoph zu diesen Diskursen leisten kann. Trotz der Zweifel vieler Zeitgenossen an der Vereinbarkeit seines Einsatzes für die Gleichstellung der Geschlechter mit seinen übrigen philosophischen Positionen soll gezeigt werden, dass sich seine feministischen Thesen folgerichtig aus seinem Gesamtwerk ableiten lassen. Mill, der gelegentlich als der "erste Feminist" bezeichnet wird, ist der Überzeugung, dass der Grad der Zivilisation eines Volkes an der sozialen Stellung der Frau erkennbar sei. Ohne die Beseitigung von Ungerechtigkeit innerhalb des Verhältnisses von Frau und Mann ist seiner Meinung nach sozialer Fortschritt nicht möglich. Mit Hilfe eines von der amerikanischen Philosophin Iris Marion Young entwickelten Analyserasters und der dort ausformulierten Unterdrückungsformen (Ausbeutung, Machtlosigkeit, kultureller Imperialismus, Marginalisierung und Gewalt) sollen Formen antifeministischer Ungerechtigkeit identifiziert und Mills Thesen aktualisiert und gestärkt werden.