Antonia Luisa de Carvajal y Mendoza ist eine der bedeutenden Frauengestalten im Katholizismus der Frühen Neuzeit, die bereits zu Lebzeiten in verschiedenen europäischen Ländern bekannt war. Zusammen mit der von ihr gegründeten Gemeinschaft, der Compañía de la Soberana Virgen María, Nuestra Señora, lebte sie ein religiöses Leben nach jesuitischem Vorbild, dies jedoch nicht hinter verschlossenen Klostermauern, wie dies zu jener Zeit in Dekreten des Trienter Konzils (1545-1563) von Frauengemeinschaften gefordert wurde, sondern aktiv ‚in der Welt’. Dadurch schuf sie sich eine Möglichkeit, zur religiösen Standortbestimmung des Katholizismus in einem konfessionell geprägten Umfeld beizutragen. Sie wirkte als Seelsorgerin und Missionarin in einem protestantischen Land, versuchte politisch Einfluss zu nehmen und hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk. Die vorliegende spanisch-deutsche Edition und Kommentierung ihrer Lyrik versucht von einem umfassenden Ansatz her, eine neuen Zugang zu Luisa de Carvajal als Vertreterin einer spezifisch frühneuzeitlichen Mystik zu eröffnen.