Das Bildungswesen hat sich in den letzten Jahrzehnten schrittweise verändert und ist immer noch in Veränderung begriffen. Es ist zunehmend auf Wettbewerb und Ausrichtung auf industrielle Fertigungsmethoden ausgerichtet. Der Verlust von Bildung wird hierbei billigend in Kauf genommen. Nicht mehr das vorhandene Wissen in einem inhaltlichen Zusammenhang zu erfassen, stellt das Ziel von Unterricht und Bildung dar, sondern dieses Wissen vermag lediglich die Voraussetzung von Kompetenzentwicklung zu sein.
Man versteht unter Kompetenz die Ausrichtung von Menschen, Schülern, Stu-dierende oder Arbeitnehmern dahingehend, erkennbare Probleme erfolgreich zu lösen und auch besondere Situationen zu bewältigen. Die Wege dahin sind geprägt durch die Vergleichbarkeit des Handelns, der Methodenvielfalt des Einsatzes und der ständigen Überprüfbarkeit der Resultate.
Der Ansatz Paulo Freires ist völlig anders. Wo beim wirtschaftsorientierten Kompetenzansatz der einzelne Mensch, Schüler, Student oder Arbeitnehmer keine eigenständige Funktion mehr ausübt, ist Freires Ansatz vielfältiger. Er sieht die Kraft der einzelnen Person, die sich loslösen kann aus einem Geflecht von Abhängigkeiten. Seine Methodik geht von Menschen aus, die sich kommunikativ ihrer Situation deutlich werden. Das Gespräch untereinander kann sich nur als Dialog entfalten. Es schafft Bindungen und keine Abhängigkeiten. Der Dialog kann zu einer starken Kraft bei der Bewusstwerdung bestimmter Situationen werden. Die Situation stellt hier den Zusammenhalt von Zielen und gemeinsamem Handeln dar. Hier kann auch die kulturelle Aktion geplant werde, die das Leben der Teilnehmer verbessern wird. Somit wird Wissen wieder zu einer treibenden Kraft im Bildungsprozess und die Rechte des Individuums werden wieder in ihre ursprüngliche Position gesetzt.