Wir werden im Vorliegenden die Grundgedanken des Schellingschen Werkes als paradigmatischen Wegweiser für heutiges Philosophieren heranziehen. Das hauptsächliche Verdienst dieses Werkes liegt dabei eher in der expliziten Systematik der Herangehensweise und in der Struktur des architektonischen Theorienbaus, weniger in den Details, welche den Inhalt der einzelnen Ansätze ausfüllen. Was natürlich in erster Linie daran liegt, daß auch Schelling wesentlich durch die Sichtweisen seiner Zeit geprägt war und sich seine Philosophie ihrerseits daher in einem Denkrahmen bewegen mußte, welcher seiner Epoche gemäß den theoretischen Ausgriff seiner Theorien einzuschränken geeignet war. In diesem Sinne stellen wir die Philosophie Schellings dar: nicht ganz so, wie sich der Meister das selber gedacht hätte, und auch nicht ganz ohne jeden Eigennutz für unsere heutige Erkenntnis. Dabei lassen wir Vieles aus dem Gesamtwerk beiseite und konzentrieren uns allein auf die Fragen der Begründung. Es gilt mithin vor allem, die Genese der Hauptgedanken Schellings zu den Themen Grund und Ursprung zu rekonstruieren und auf das zu reduzieren, was heute noch als gesicherte Erkenntnis stehengelassen werden kann. In diesem Sinne sprechen wir im Vorliegenden vom Vermächtnis Schellings, nicht vom Erbe. Denn für heutige Philosophen wäre es wohl mehr als anmaßend, sich als Erben Schellings zu betrachten. Stattdessen erscheint es angemessener, sich auf jene Teile der Philosophie Schellings zu beziehen, welche dieser uns Heutigen hinterlassen hat, damit wir davon einen adäquaten und modernen Gebrauch machen.