„Dass du ausgerechnet Hinz heißen musst“, sagte Kunz, als er die Dienstanweisung vor den jungen Unterleutnant legte, nahm sie aber wieder an sich und öffnete die gesuchte Seite, selbst, drückte mit dem Daumen in die Bindetiefe der geklebten Broschüre und legte verärgert nach: „Ich möchte nur wissen, wozu und wofür ihr in Potsdam studiert habt, Unterleutnant. Da kommen mir echt Zweifel. Drei Jahre Staat und Recht, Genosse Hinz. Stell dich also nicht so an. Die inoffiziellen Mitarbeiter sind sehr unterschiedlich einzuordnen. Jeder ist auch eine Zivilperson und jeder übt eine andere Tätigkeit aus. Das musst du im Umgang mit diesen Genossen immer beachten.
Es macht einen großen Unterschied, ob da einer, der vor dir sitzt, Dekan an der Uni in Halle oder Direktor eines Betriebes ist, oder er ist Parteigruppenorganisator im Volkseigenen Verkehrsbetrieb, der die Kurbel in der Fahrerkabine der Straßenbahn dreht. Hier!“
Oberleutnant Kunz tippte auf die handschriftlichen Notizen einer Vorgangskarteikarte. In einem Inhaltsverzeichnis mit laufender Nummerierung stand der Name eines inoffiziellen Mitarbeiters, daneben die Gesprächstermine und die laufenden Blattnummern. Oben stand der Name des ‚Operativen Kontrollvorganges‘, der die Zielperson markierte. Das war das Muster eines ‚Operativen-Kontroll-Vorganges‘, die OPK, so sah der also aus. Hinz war im praktischen Leben angekommen.
„Über die IMs erreichen wir sie flächendeckend, in allen Bereichen der Gesellschaft, auch im Ausland. Und jetzt lernst du, Genosse Hinz, die Besonderheiten deiner Kontakte auswendig, vor allem die, die zur Überwachung und Beeinflussung deines Umfeldes und zu deinen Bereichen gehören. Das ist deine Zukunft, Genosse Hinz. Die Akte, sie ist unsere Hauptwaffe im Kampf gegen die Klassenfeinde, unser Schwert und Schild, würde der Genosse Mielke sagen!“, redete Kunz betont laut auf den Neuling Hinz ein.