Stellen Sie sich eine Welt ohne Architektur vor, eine Welt-Tektur ohne arche, was nicht nur einen Anfang oder Ursprung meint, sondern eben auch die Autorität, Menschen, Dinge und Prozesse so unter- und anzuordnen, dass eine klar auszumachende Machtstruktur entsteht. Prä-Archi- tektur ist nicht einfach „keine Architektur“, sondern das, was die Architektur hätte werden können, aber verworfen hat. Genau diese nie realisierten Potenziale sind es, die nicht nur eine ferne Ver- gangenheit heimsuchen, sondern auch die angstvolle Gegenwart der Architektur in Zeiten von öko- logischer Krise und Energiewende, mit denen auch soziale Herausforderungen einhergehen. Diese Publikation, die begleitend zu einer gleichnamigen Ausstellung in Brüssel erscheint, führt zurück zu den frühesten menschlichen Lebensräumen und verbindet transdisziplinär architektonische, künstlerische, soziologische und archäologische Perspektiven. Sie spekuliert über die „Geburt“ der Gestaltung und fragt nach den kulturellen, sozialen, ökonomischen und politischen Grund- lagen der räumlichen Organisation. Silvia Franceschini ist Kuratorin bei CIVA in Brüssel. Nikolaus Hirsch ist künstlerischer Leiter von CIVA in Brüssel. Spyros Papapetros lehrt an der School of Architecture der Princeton University Kunst- und Architekturtheorie und -geschichte, außerdem unterrichtet er dort in den Programmen „Media and Modernity“ und „European Cultural Studies“.