Helene Voigt-Diederichs (1875-1961) ist eine Schriftstellerin mit einer widerspruchsreichen, fesselnden Biografie.
Geboren in Ostseenähe an der Schlei, verbrachte sie einen großen Teil ihres Lebens im thüringischen Jena. Zuerst, von 1904 bis 1912, als Gattin des berühmten Kultur-Verlegers Eugen Diederichs, später als die Mutter der nachfolgenden Verlagsinhaber Niels und Peter Diederichs und als freischaffende Dichterin. Ihr erster Roman "Dreiviertel Stund vor Tag" von 1904 wurde mit dem Preis für den besten niederdeutschen Roman ausgezeichnet. Nach einem geglückten Start in ein erfolgversprechendes Leben als Dichterin, Verlegersgattin und junge Mutter prägen jedoch Abbrüche und neue Versuche ihre Entwicklung, die nicht selbstverständlich sind für weibliche Lebensentscheidungen um 1900. Der Jenaer Germanist Joachim Müller nannte sie eine "um Menschen Wissende", mit "Menschennot Mitfühlende". 1925 erreichte sie mit "Auf Marienhoff", einer romanhaft angelegten Hommage auf das Leben und Wirken ihrer Mutter, geradezu Berühmtheit. Wie Helene Voigt-Diederichs im Kontext der Jenaer Gesellschaft unmittelbar nach der Jahrhundertwende und später ab 1930 die Jenaer Persönlichkeiten und Verhältnisse erlebte, wie sie mit dem eigenen Leben und seinen Brüchen ringt, spiegelt diese Biografie von Katrin Lemke, die vor allem auf unveröffentlichten Tagebüchern und Briefen beruht.