Kann mediale Teilnahme in interaktiven dokumentarischen Projekten kulturelle und demokratische Teilhabe fördern? Welche Potenziale bieten Interaktionsmöglichkeiten der User:innen für Gemeinschaftserfahrungen oder intellektuelle Emanzipation? Diesen Fragen geht die Autorin zunächst in einer Diskussion zentraler partizipations- und demokratietheoretischer Ansätze nach, die sie dann anhand einer Analyse von 18 interactive documentaries zu sozialen Problemen überprüft. Bei diesen partizipativen Projekten handelt es sich um Webdokumentationen, Scroll-Dokus, database documentaries, Doku-Spiele und Facebook documentaries.
Mithilfe eines metatheoretischen Teilnahme-Teilhabe-Modells, das Diskurse aus der Medien-, Literatur- und Theaterwissenschaft, Philosophie, politischen Theorie und Kunstgeschichte zusammenführt, werden aus medienwissenschaftlicher Perspektive Bedingungen für verschiedene Teilhabeformen erarbeitet. Die Fallstudien zu social-issue interactive documentaries zeigen anhand medienästhetischer und -praxeologischer Analysen, wie Teilhabe durch das Zusammenspiel der beteiligten menschlichen und nicht-menschlichen Akteure wie Interfaces entsteht. Die Studie ermittelt Potenziale und Grenzen für Demokratisierungsprozesse und für die Förderung kultureller Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen durch ästhetisch-kulturelle Praktiken. Dabei zeigen sich zahlreiche Ambivalenzen des Partizipierens im Dokumentarischen.