Im Herbst 1821 sorgt die Ankunft zweier Indigener aus Brasilien in Wien für Schlagzeilen. Francisca und João gehören zum indigenen Volk der Borun, von den Kolonisatoren abfällig als „Botukuden“ bezeichnet. Ihr auffälliges Aussehen mit den charakteristischen Ohr- und Lippenpflöcken macht sie zur Zielscheibe von Vorurteilen und kolonialistischen Überlegenheitsfantasien. Sie seien wilde Kannibalen, behauptet die kolonialistische Propaganda.
Es ist die Zeit, in der die brasilianische Regierung Krieg gegen die Borun führt, die sich vehement gegen das Vordringen der Europäer wehren. Francisca und João werden aus ihrer Heimat deportiert und verschenkt – an den Naturwissenschaftler Johann B. Emanuel Pohl, der im Auftrag des österreichischen Kaisers Franz I. Brasilien erforscht. Er will „Ureinwohner“ aus Brasilien nach Wien bringen, um auf seine Forschungen aufmerksam zu machen. Ein PR-Coup und eine Geste imperialistischer Verfügungsmacht. Zwei Jahre lang leben Francisca und João in Wien, bestaunt von Schaulustigen, verschleppt in eine fremde Welt, aus der es – zumindest für Francisca – kein Zurück mehr gibt.
Der Historiker Kurt Schmutzer zeichnet den Lebensweg der beiden Indigenen nach und enthüllt die Verstrickungen der Habsburger-Monarchie in den Kolonialismus des 19. Jahrhunderts.