Als Christian Geissler für seinen Roman „kamalatta“ 1988 den damals erstmalig verliehenen Irmgard-Heilmann-Preis bekam, entsprach dies durchaus nicht der Intention der Stifterin. „kamalatta“ ist der Roman der politischen Kämpfe in der Bundesrepublik Deutschland der 1970er Jahre. Es geht um die „Mühe ums Leben“: um die Sorge um ein erblindendes Kind genauso wie die Frage nach der Berechtigung von politischer Gewalt. Der Roman stand einerseits auf der Bestenliste des Südwestfunks und wurde andererseits verdammt als propagandistisches Machwerk im Sinne der RAF. Geissler lud die Hausbesetzerszene aus der Hamburger Hafenstraße zur Preisverleihung ein und interpretierte den Preis in seiner Rede selbstbewusst als Bestätigung seiner Solidarität mit den politischen Gefangenen der RAF und seines Einsatzes für humane Haftbedingungen.
Als er 1994 für sein Hörspiel "Unser Boot nach Bir Ould Brini" mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet wurde, schlug er in seiner Dankesrede andere Töne an. In Anwesenheit des Bundesarbeitsministers Norbert Blüm sprach er «Sätze ins Mikrophon, die manchen Zuhörer immer unbehaglicher auf dem Sitz hin und her rutschen lassen: Ausgerechnet im Plenarsaal des deutschen Bundesrats bezeichnet Christian Geissler die Anfänge der Bundesrepublik als ‹Zusammenrottung› vieler alter Nazis», so berichtete die Süddeutsche Zeitung. Doch eine kämpferische Geste Geisslers unterblieb. Angesichts der desolaten und gefährlichen Situation der RAF-Häftlinge und eines beinahe 20jährigen vergeblichen Kampfes für humane Haftbedingungen in den Knästen bat er Norbert Blüm darum, sich für die Freilassung der Häftlinge zu verwenden.