Diese Untersuchung des Astrologen und Propheten Johannes Lichtenberger, die seiner individuellen sowie historischen Bedeutung in der vorreformatorischen Krisenzeit Rechnung trägt, ist eine Studie nicht lediglich zur Geschichte des ausgehenden Mittelalters, sondern auch zur Weissagungsgeschichte überhaupt, denn Lichtenberger vereinigt geradezu exemplarisch eine Fülle alten Prophetiengutes und gibt sie bis in das 20. Jahrhundert weiter. Der Blick auf sein Leben, sein Werk und dessen Wirkung zeigt, dass Lichtenberger kein Reformator und kein wegwesender Theoretiker war. Folgt man seinen Spuren durch die Jahrhunderte, kann weniger nach politischer Bedeutung oder geistiger Auseinandersetzung mit dem Individuum Lichtenberger gesucht werden, als vielmehr nach Wirkung und Bedeutung des Pfälzers als Typs, der in einer Krisensituation den Abstieg zu Mythen, Prophetien und zur Astrologie unternimmt. Zugleich zeigt sich neben einer Geschichte der Auslegung und Übernahme alter prophetischer Motive die der Hoffnungen und Stimmungen eines durch umwälzende Ereignisse politisch und religiös immer wieder tief erregten Volks.