Gattungsinterferenzen in der späten Heldendichtung

65.00 €

Order
Gattungsinterferenzen in der späten Heldendichtung
Dietrich von Bern gilt als größter Held in der deutschen Literatur des Mittelalters. Die Geschichten über seine Kämpfe gegen Recken, Riesen, Zwerge und Drachen fanden bis ins 16. Jahrhundert hinein ein breites Publikum. Mit alten Heldendichtungen wie dem Hildebrandslied oder dem Nibelungenlied teilen die Texte um Dietrich und seine Recken sowie die Helden Ortnit und Wolfdietrich den Erzählstoff und Themen wie Kampf, Herrschafts- und Gefolgschaftsproblematik. Gleichzeitig öffnen sie sich auch anderen Themen wie sozialer Verantwortung und Liebe sowie Erzählmodellen, Motiven und Heldenkonzeptionen, wie sie insbesondere im höfischen Roman, in der Brautwerbungsdichtung und in den deutschen Chansons de geste zu finden sind.
Hier setzt die Studie an und untersucht die späten Heldendichtungen unter anderem nach Gattungszugehörigkeit und -interferenzen, Zyklusbildung, Metaebene und Intertextualität. Dabei werden Fragen der Gattungstheorie mit Theoriebausteinen der Intertextualitätstheorie verbunden. Unterschieden werden Verweise auf konkrete Einzeltexte - die besonders dem Nibelungenlied, der Rabenschlacht und dem Eckenlied, im Bereich des höfischen Romans vor allem Iwein, Parzival und Wigalois gelten - von Referenzen auf der Ebene der Gattungsmuster (Systemreferenzen). Hier sind heldenepische Erzählschemata wie Reihenkampf, Wilde Jagd auf eine bedrohte Jungfrau und verräterische Einladung sowie Motive wie Dietrichs Feueratem zu nennen. Verweise auf den höfischen Roman gelten insbesondere dem Konzept des Kampfes als soziale Hilfstat und dem Heldentypus des höfischen Ritters. Innovativ ist insbesondere die Analyse solcher Verweise, die nicht einzelnen Texten oder Gattungsmustern gelten, sondern Inhalten der mündlichen Überlieferung, also der Heldensage (Wissensreferenzen). Zu nennen sind beispielsweise Hinweise auf Jugendtaten Siegfrieds und Kämpfe Dietrichs von Bern gegen das Riesenpaar Hilde und Grim, die nicht in den überlieferten Dichtungen enthalten sind. Der für die späte Heldendichtung zentrale Aspekt der Fassungsproblematik wird ebenfalls einbezogen.
Die theoretischen Erkenntnisse werden in zahlreichen Text-Analysen im zweiten Teil der Arbeit erprobt. So trägt die Studie nicht nur dazu bei, ein bislang eher punktuell bearbeitetes Textcorpus als Ganzes zu untersuchen, sondern hilft, die Intertextualitätstheorie zu historisieren. Ein Exkurs beschäftigt sich mit Dichtungen, die heldenepisches Erzählen und heroische Taten in einen Kontext stellen, der sinnlos und grotesk erscheint (Schwankmäre, Unsinnsdichtung, Der Ring des Heinrich Wittenwiler).

More from the series "Imagines Medii Aevi. Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung"

More books by Sonja Kerth

Log in to get access to this book and to automatically save your books and your progress.

Purchase this book or upgrade to dav Pro to read this book.

When you buy this book, you can access it regardless of your plan. You can also download the book file and read it in another app or on an Ebook reader.

80 % of the price goes directly to the author.

ISBN: 9783895005800

Language: German

Publication date: 25.06.2008

Number of pages: 472

Our shipping costs are a flat rate of €2.50, regardless of the order.
Currently, we only ship within Germany.

Shipping is free for PocketLib Pro users.

An error occured. Please check your internet connection or try it again later.