Dr. Malvine Rhoden, geborene Weiss, wurde in einer Zeit geboren, in der sich Frauen aller Gesellschaftsschichten von den Fesseln überkommener Geschlechterzuschreibungen und den damit verbundenen Einschränkungen zu befreien begannen und –
unter anderem – ein Recht auf qualifizierte (Aus-)Bildung und Berufstätigkeit einforderten. Ihr Lebensweg ist eng mit der Emanzipation des weiblichen Geschlechts in einer patriarchalisch strukturierten Gesellschaftsordnung verbunden und geprägt von den Wirren einer Epoche, in der das menschliche Zusammenleben in seinen Grundfesten erschüttert und auf die Probe gestellt wurde.
1885 im ungarischen Teil der ehemaligen Habsburgermonarchie als Tochter eines jüdischen Armeeangehörigen geboren, begann sie nach Abschluss ihres Medizinstudiums in Budapest und Wien ihre Berufslaufbahn in Deutschland in den damaligen Heil- und Pflegeanstalten im rheinhessischen Alzey und im oberschwäbischen Schussenried. Während des Ersten Weltkriegs war sie im Auftrag der österreichisch-ungarischen Armee als Chirurgin in verschiedenen, auch frontnahen Lazaretten tätig. Anschließend machte sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann in eigener Praxis selbstständig. Bis zum ‚Anschluss‘ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 und dem Beginn von Verfolgung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung arbeitete die Mutter von vier Kindern als Augenärztin. Die Liebe zum Beruf und der unbedingte Wille, diesen auch auszuüben, prägten ihr Leben auch im englischen Exil und bis ins hohe Alter.