Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791) findet, als bedeutsame Figur in der Geschichte der Literatur und insbesondere der Publizistik, bis heute Beachtung seitens der Forschung. Dabei kommt die Mehrzahl der vorliegenden nicht wenigen Darstellungen zu ähnlichen – positiven – Bewertungen, wenn es um die Verdienste Schubarts für die Fortentwicklung des Pressewesens in seiner Zeit geht und, damit im Zusammenhang, um seine kritische Stellung zum deutschen absolutistischen Staatswesen, in dem er leben und mit dem er seine Erfahrungen machen musste. Die vorliegende Studie stellt das gewohnte Bild fundamental in Frage. Sie vermag dies, weil sie, im Unterschied zu den vorhergehenden Beiträgen, komplementär zu dem Blick auf Schubarts journalistisches Wirken auch, und in großer Detailtreue, die deutsche Zeitungs- und Zeitschriftenlandschaft selber in den Blick nimmt, in der er auf seine – durchaus originelle – Weise wirkte und die er immer wieder, auch heftig, kritisierte. So gelangt die Leserin, gelangt der Leser zu neuen, anderen Einsichten: Schubart entspricht, überzeugend aus den Quellen nachgewiesen, nicht dem Bild, das er selber zu Lebzeiten von sich entwarf und das bis heute in der einschlägigen Forschung überwiegend gepflegt wird. Er ist nicht der herausragende oder gar einzigartige Berichterstatter der Französischen Revolution, ebenso wenig der Amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung; er ist nicht der überzeugte Gegner der Fürsten und Könige; er ist, in seinem Nationalismus, nicht der aufklärerische Kosmopolit, als den ihn manche gerne sehen mochten und möchten. Gleichwohl, und ebenfalls detailreich belegt, werden auch die mannigfaltigen Verdienste Schubarts gewürdigt, sei es um die Publizität der Literatur des Sturm und Drang, sei es um seinen unterhaltsamen und inspirierenden Umgang mit der Gattung „Intelligenzblatt“, sei es um die Pflege von Bildung und – zumal musikalischer – Kultur an seinem Wohnort Ulm und darüber hinaus. Insgesamt fügt sich von dem Schubart, den man bisher zu kennen glaubte, ein neues, ein teils widersprüchliches, jedenfalls aber ein wahrhaftigeres Bild.